Baaske Medical verkauft Technik von vorgestern – vom Untergang bedroht?/ z.k. mindener tageblatt, thomas lieske, westfalen-blatt, friederike niemeyer, dieter wehbrink

Externe Analyse: Lübbecker-Vorzeige-Unternehmen Baaske-Medical scheint in wirtschaftlichen Schwierigkeiten zu sein

Der vorbildlich menschliche Unternehmer Andreas Baaske, der sein Start-Up angeblich wie ein liebevolles Familienunternehmen führt, dem wir es alle zutrauten, IBM und Sony strategisch zu überholen, ist mit seinem Unternehmen in Schwierigkeiten geraten, wie externe Beobachtungen ergeben.

Nun mögen manche meinen, man müsse die Jahresabschlussunterlagen eines Unternehmens vor Augen haben, um seine wirtschaftliche Lage beurteilen zu können. Das ist allerdings in doppeltem Sinne falsch: Bewertungs- und Abschreibungsspielräume lassen es nicht annähernd zu, Jahresabschlusszahlen als objektive Daten zu betrachten, wie sich am Beispiel der Baaske-Medical leicht verstehen lässt: Hohe Abschreibungen auf Gebäude drücken den rechnerischen Gewinn oder steigern den rechnerischen Verlust, doch stehen diesen Abschreibungen nicht zwangsläufig vergleichbare Kosten gegenüber, die können viel niedriger sein (Wertsteigerung der Gebäude) oder auch höher (wenn man davon ausgehen muss, dass sich die Gebäude nicht gut verkaufen ließen).

Im Falle der Baaske Medical hat man es zudem mit Bewertungsproblemen bei den Vorräten, den Halbfertigen und den Fertigprodukten zu tun. Üblicherweise werden diese Teile zu Einkaufskosten (Vorräte) oder Herstellungskosten (Halbfertige und Fertigprodukte) bewertet – doch das ist im schnelllebigen IT-Markt sehr schnell ein nicht zulässiges Vorgehen, wenn Lagerbestände als technisch überholt betrachtet werden müssen und sich dauerhaft nur noch mit Verlust verkaufen lassen.

Leider sieht es danach aus, dass Baaske Medical genau dieses Problem am Halse hat, denn ein am 21.08.2021 als neu angekündigter Mini-PC ist mit einem Intel Core I5-Prozessor der 8. Generation ausgestattet, während es längst die 11. Generation von Intel Core I5-Prozessore gibt:

Vergleicht man den im „neuen“ Mini-PC der Baaske Medical eingesetzten Intel Core I5-8365UE mit einem vergleichbaren Intel Core I5 der 11. Generation, so bringt der neuere Intel Core I5-1145G7E mehr als die doppelte Leistung:

Die orangefarbigen Zahlen stehen für die Leistungsfähigkeit der Prozessoren.

Doch das ist noch nicht alles: Die integrierte Grafikeinheit ist beim neueren Prozessor moderner und stärker und der neuere Prozessor ist kompatibel zu schnelleren RAM-Speichermodulen als der alte. Da Baaske Medical in einem Marktsegment tätig ist, in dem Top-Qualität erwartet wird, muss man wohl annehmen, dass das Unternehmen sich aufgrund von Not gezwungen sieht, Prozessoren von vorgestern in seine „neuen“ Mini-PC einzubauen.

Doch das ist nicht der einzige Hinweis darauf, dass es dem Unternehmen Baaske Medical besser gehen könnte, als es aktuell der Fall ist.

So legte der Geschäftsführer Andreas Baaske in guten Zeiten Wert darauf, seinen Mitarbeiterstamm vorzuzeigen, auf Bildern, innerhalb der Webpräsenz. Aktuell ist nichts davon der Fall. Musste er die Zahl der Mitarbeiter reduzieren? Vermutlich.

Auch „Stellenangebote“, die seit langem unter dem Menüpunkt „Karriere“ auf der Webseite von Baaske Medical zu finden sind, eines gar seit 2018, werfen Fragen auf:

Unterste Zeile: Veröffentlicht/aktualisiert am 27.07.2018

Konnte Baaske Medical seit Juli 2018 keinen Systemelektroniker finden, seit Januar 2020 keinen Azubi? Oder hat man gar nicht gesucht, wollte nur so tun, als ob? So etwas kennt man auch aus der Tierwelt, dass versucht wird, sich größer zu zeigen, als man es ist. In der Tierwelt geht es dann darum, Feinde abzuschrecken oder Weibchen zu betören, in der Geschäftswelt sind solche Maschen z.B. dann gefragt, wenn man Banken und/oder Investoren betören will.

Auch das Erscheinungsbild des Geschäftsführers hat deutlich an Glanz verloren, wie man vergleichend feststellen kann: Auf dem älteren Bild oben sieht er noch so aus, wie man sich einen erfolgreichen Unternehmer mit CDU-Parteibuch und schwarzen Kassen vorstellt, auf dem Bild darunter könnte er eher als Alt-68-ger durchgehen, der soeben aus einem Coffeeshop in Amsterdam kommt:

Andreas Baaske spendet einer Schule PCs – mit veralteter Technik?

All das sind Zeichen, die nichts Gutes bedeuten, und aus für gewöhnlich gut unterrichteten Kreisen konnte ich erfahren, dass Andreas Baaske in kurzer Zeit zwei Immobilien verkauft habe – was ein Hinweis auf Liquiditätsprobleme in der GmbH sein könnte, zumal zumindest in einem Falle kein hoher Verkaufspreis erzielt worden sein soll.

Wo liegen die Gründe für den Abwärtstrend?

Einerseits hat die Corona-Krise der Kundschaft schwer zu schaffen gemacht, man hat sich wohl eher um die Beschaffung von Beatmungsgeräten kümmern müssen als um den Kauf neuer Mini-PCs mit veralteter Technik von Baaske Medical. Zudem mussten Krankenhäuser Intensivbetten für Corona reservieren, was zur Verschiebung von Operationen und damit zu Umsatzausfällen führte. Dann kommt noch die Chip-Krise hinzu, unter der sogar Autobauer wie Mercedes und BMW bekanntlich leiden, und ohne Chips läuft bei Baaske Medical auch nicht viel.

Ein weiterer Grund dürfte sein, dass Baaske Medical eben nicht in einen unbearbeiteten und unversorgten Markt hineingestoßen ist, was der Wunschtraum eines jeden Unternehmers wäre, sondern mit teils aggressiven Methoden (niedrigen Preisen z.B.) Marktanteile anderer Unternehmen angegriffen haben dürfte, die zum Leidwesen des Andreas Baaske wesentlich stärker sind als sein Unternehmen und die nun zurückschlagen, sich möglicherweise auf die Fahne geschrieben haben, den Newcomer Baaske Medical in den Ruin zu treiben, um dauerhaft Ruhe vor diesem nervenden Konkurrenten zu haben.

Jedenfalls fand man immer wieder Anzeigen von Konkurrenzunternehmen der Baaske Medical auf der Google-Seite 1 von Baaske Medical, zumeist aus Fernost. Diese Unternehmen haben größen-, standort- und historisch bedingt die besseren „Drähte“ zu den Chipherstellern, und sie haben nahezu unerschöpfliches Kapital im Rücken. Kapital, mit dem sie kleine Konkurrenten durch Preiskämpfe verdrängen können.

Dipl.-Kfm. Winfried Sobottka, UNITED ANARCHISTS