Jana aus Kassel und der deutsche Irrsinn
Herzlich begrüßte Frauen und Männer,
eine 22-Jhrige Profilneurotikertin aus Kassel stellt sich mit Sophie Scholl auf eine Stufe, weil sie an dem Anti-Corona-Maßnahmen-Zirkus teilnimmt – nun, ich habe mich soeben wie John F. Kennedy gefühlt, weil idch gesagt habe: „Ick bin ein Berliner!“ – natürlich mit US-amerikanischem Akzent. Gleich werde ich mich wie Willy Brandt fühlen, weil ich im Gedenken an die zahllosen Morde und sonstigen Schwerverbrechen Deutscher auf polnischem Boden auf die Knie gehen werde, dann werde ich mich als Sepp Herberger fühlen, weil ich sagen werde: „Der Ball ist rund.“
Wo sind wir gelandet? Eine 22-Jährige, die nicht einmal ein Bußgeld riskiert, setzt sich mit der mutigsten deutschen Frau auf eine Stufe, die wir aus der Nazi-Zeit kennen, die für die Menschenrechte in den Tod gegangen ist, obwohl sie ihr Leben durch Verrat an ihren Idealen bis zuletzt hätte retten können. Salopp gesagt: eine dumme Tussi, die sich auf Teufel komm´raus in den Vordergrund schieben will, sich mit ihrem selbstbetrügerischen Blick womöglich schon als eine Ikone der Zeitgeschichte sieht, hat es immerhin geschafft, zum politischen Tagesgespräch zu werden.
Als ob es nichts Wichtigeres gäbe! In einem Land, in dem der Staat sich zum größten Verbrecher entwickelt hat, in dem ungeheuerliche Justizwillkür ebenso an der tagesordnung ist, wie massenhafte Kinder- und Altersarmut!
Man weiß nicht, worüber man sich als heutiger Deutscher mehr schämen muss – darüber, dass eine 22-Jährige Tussi, die in Wahrheit nichts zu bieten hat, sich mit Sophie Scholl auf eine Stufe stellt, oder darüber, dass es sogar noch Bekloppte gibt, die ihr dafür Beifall zollen, oder darüber, dass so ein Dünnschiss ausreicht, um von allen realen Problemen komplett abzulenken. Und plötzkich fühle ich mich wie Heine: „Denk´ich an Deutschland in der Nacht, dann bin ich um den Schlaf gebracht.“
Herzlichst!
Dipl.-Kfm. Winfried Sobottka, UNITED ANARCHISTS